Wenn sich das Jahr dem Ende zu neigt, ist es Zeit, die gesteckten Ziele des endenden Jahres zu überprüfen. Sofern man dies gemacht hat. Ich tat dies, und bin gerade dabei mir zu überlegen, was ich nächstes Jahr machen und erreichen will. Dies hat mich dazu verleitet, mal ein paar Gedanken zu dem Thema „fotografische Ziele“ niederzuschreiben.

Angefangen mit dem Ziele-stecken hat es eigentlich im Rahmen einer fotografischen Ausbildung vor ein paar Jahren. Wir sollten niederschreiben, wie wir den Ist-Zustand einschätzen und was wir mittel- bis langfristig gerne erreichen möchten. Dies wiederum mit dem Ziel, in einem Jahr den neuen Ist-Zustand zu bewerten usw.

vision

Visionen – mehr als Licht am Horizont

Ich finde es sehr spannend zu sehen, wie man sich weiterentwickelt und welche früheren Ziele oder Visionen heute Wirklichkeit – vielleicht sogar schon selbstverständlich – geworden sind. Als Marketing-Student hatte ich auch mal gelernt, dass für einen Kunden ein heutiger „USP“ bald, schon morgen, selbstverständlich sein kann und erwartet wird (ein Handy mit Kamera, boaaahhh!!!). Eine „Lesson learned“, die mir geblieben ist. Wieso auch immer. Anyway, ich will damit sagen: wir entwickeln uns ständig weiter; in unseren Erwartungen, unserem Können, unser Wissen etc. Nur merkt man es kaum. Wir gewöhnen uns sehr schnell an etwas. Und verwöhnt sind wir auch.

Ich versuche öfters mal zurück zu denken: Was ist heute selbstverständlich, was vor einiger Zeit noch undenkbar oder eben eine „Vision“ war? Wenn ich mich daran erinnere, wie ich meine erste DSLR ausgepackt habe, kaum wagte, den Deckel abzunehmen und das Objektiv drauf zuschrauben. Ein Wunder der Technik hielt ich in den Händen…. Ich weiss es noch, aber so was von…

Ziele in der Fotografie

Fotografische Ziele können ganz unterschiedlich sein, z.B. ein schwarz-weiss Foto pro Woche auf Facebook laden. Oder dann eher qualitativ, wie etwa ein spezieller Bildstil ausprobieren/weiterentwickeln. Es kann sich ganz spontan ein Ziel ergeben, in dem man z.B. an einer Ausstellung inspiriert wird, ein YouTube-Video oder TV-Beitrag sieht, auf einem Spaziergang oder Gespräch mit Freunden etc. Sehr spannend finde ich die Ziele, die durch die eigene Entwicklung entstehen. Wenn man also merkt, wo man noch Schwächen hat, die es zu verbessern gibt. Oder auch Stärken, die man erkennt und noch weiter fördern will. Vor allem aber durch eigene fotografische Erfahrungen die man gemacht hat. Man kann den eigenen Stil weiterentwickeln. Ab und zu merkt man, wie man immer wieder an einem Sujet hängen bleibt und wie es über mehrere Jahre anders aufgenommen wird.

Weitere Ziele könnten sein:

  • Fortschritte in der Bildbearbeitung machen
  • Ein ganz spezieller „Look“ oder ein Projekt kreieren, weiterentwickeln
  • Workshop zum Thema X besuchen
  • Mit Person XY shooten
  • Equipment anschaffen oder reduzieren
  • Zum ersten Mal irgendetwas machen
  • Eine Ausstellung machen
  • ……..

 

Visionen sind gegenüber den Zielen noch weiter gefasst. Sie sind eigentlich momentan nicht erreichbar. Man würde sich aber wünschen, sie wären es. Das kann sein z.B. von der Fotografie leben, eine Reportage auf einer Weltraumstation (ouh ja! bin dabei!), Bilder verkaufen können etc.

Für mich hat sich auch die eine oder andere „Vision“ glücklicherweise in die Realität verwandelt. Und wie eingangs beschrieben: Irgendwie ist es schon selbstverständlich und gehört zum Alltag.

Die Vision vom eigenen Fotostudio

Für eine Ausstellung liess ich bei einem Bekannten die Bilder drucken. Bei der Übergabe der Bilder gingen wir noch zusammen Mittagessen, beim Inder um die Ecke, kaum Platz für Tisch und Stühle. Aber es reichte. Das Essen war ok. Chicken Curry, was sonst. Wichtiger aber war das, was mir Thomas so ganz beiläufig erzählte: Der Vater von seiner Freundin hat ein Fotostudio. Und er hätte bestimmt nichts dagegen, wenn ich da mal vorbei ginge, und vielleicht ergibt sich ja was bezüglich Fotostudio-Miete.

Zwei Wochen später hatte ich den Mietvertrag unterschrieben. Und im Intranet von meinem damaligen Arbeitgeber hat etwa zur gleichen Zeit jemand eine komplette Studio-Ausrüstung (also mit Blitzen, Hintergrund, Softboxen, Stativ und so….) angeboten. Was will an mehr?! Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, bestenfalls noch mit den richtigen Personen, und Visionen werden zur Wirklichkeit.

Es fällt mir zu „Visionen“ noch ein weiteres Thema ein:

Die Vision Fussballfotografie

Ich bin Fussballfan. Ja, ich schaue mir gern das Spiel um den kleinen Ball an. Und in Kombination mit der Fotografie ergibt sich dann relativ schnell auch die Faszination zur Fussballfotografie. Immer öfters hatte ich mir – im TV oder als Zuschauer in der Fankurve – vorgestellt, wie das wäre, da unten hinter der Bande zu sitzen und die Spielszenen festzuhalten. Auch das Equipment ist etwas speziell und hat seine Berechtigung, mit grossen Augen angeschaut zu werden. Der Wunsch, der Traum oder eben die Vision begann sich zu formen. Unerreichbar, und doch dauernd präsent.

super-mail

Handy-Print-Screen von einem Super-Mail

Irgendwann war ich dann mal vorentscheidend zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Per Zufall, aber eben doch. Es war ein People-Fotoshooting. Und ich lernte eine Person kennen, die dem Ganzen dann die entscheidenden Inputs gab. Ich will jetzt niemanden persönlich erwähnen, darum schreibe ich so geheimnisvoll. Aber darum geht’s ja auch nicht. (Danke trotzdem!!!!)

Wir haben geshootet, den ganzen Tag, zwischendurch mal Pause gemacht und Zeit für Small Talk gehabt. Man kann ja mal erwähnen, dass es eben schon noch cool wär, mal da hinter der Bande zu sitzen und zu fotografieren. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf: Die Herbstrunde der Fussballsaison war vorbei, Winterpause. Ich traf die ominöse Person XY zufällig im Ausgang. Ein kurzer Schwatz, noch kürzer die Erinnerung bezüglich Fussball knipsen und so… Fertig. Vorläufig. Dann ging es fussballmässig in die Rückrunde. Und tatsächlich kam das Mail. Also DAS Mail. Das ULTIMATIVE SUPER-MAIL. Ich hab den Screen-Shot immer noch auf dem Handy… Ein Mail von der Sorte, dass dein Leben verändert. Naja, nicht grundlegend natürlich. Aber so eine kleine Veränderung war es schon.

Das Mail beinhaltete im Wesentlichen die Frage: Hey Roman, hast du immer noch Interesse, einen Fussball-Match zu fotografieren? Nächsten Sonntag!? Melde dich einfach.

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ja klar hab ich Interesse. Luzern vs. Xamax – das war mein erster Fussball-Match. Damals nicht in Luzern auf der Allmend, sondern im Übergangsstadion Gersag. 2:1 gewonnen. Ich weiss es noch immer! Aber selten war das Resultat so nebensächlich.

Fussballfotografie

Aus meinem ersten Fussball-Match: FCL-Xamax

 

Ich habe noch einige weitere Visionen. Welche, das sagt man glaub ich nicht. Das ist wie bei den Sternschnuppen und Wünschen: Wenn man davon erzählt, gelingt es erst recht nicht.

Einige werden wohl Träume bleiben. Wobei Moment! Vielleicht eben nicht! Auch wenn es noch so unrealistisch klingt: Daran glauben, Stück für Stück daran arbeiten, noch weiter dran glauben, sich nicht von anderen irritieren lassen! Und dann… wer weiss….

Wenn aus der Vision erst mal ein Ziel geworden ist, kann man es auch erreichen!