Die Kamera ist das Eine. Aber das Objektiv hat für den Bildlook natürlich einen entscheidenden Einfluss. Da fragt man sich gerade als Fotografie-Einsteiger:in zurecht: welches Objektiv soll ich kaufen bzw. in die Ferien mitnehmen? Eine allgemein gültige Antwort gibt es auf diese Frage leider nicht. Das wäre etwas so, wie wenn jemand die Frage beantwortet: Wo kann man die besten Ferien verbringen? Die für mich wichtigsten Objektive und warum sie das sind, erfährst du in diesem Beitrag.

Fotografieren ist eine sehr individuelle Sache. Jede und Jeder auf diesem Planeten macht es anders, sieht andere Sachen, legt auf anderes Wert. Die Kombination von Kreativität und Technik macht die Fotografie aus, und die Endergebnisse werden entsprechend anders. Aufgrund verschiedener Interessen, Anforderungen, Vorstellungen inkl. Equipment-Wahl entstehen andere Bilder. Es braucht immer etwas mehr Parameter für solche Themen. Vor allem ist es relevant, was du fotografieren möchtest. Bei Landschaften inkl. Stadtbummel bin ich eher im Weitwinkel-Bereich, bei Portraits ist eine Brennweite von 50-120mm angesagt, und für Reportagen, inkl. Events und Sport, kommt gerne (auch) ein Tele zum Einsatz.

Ich möchte deshalb hier meine Auswahl mit der entsprechenden Begründung geben. Um es vorneweg zu nehmen: Das ist meine Standardausrüstung:

  • Prio 1: Standardobjektiv 24-70mm 2.8
  • Prio 2: Zoomobjektiv 70-200mm 2.8
  • Prio 3: Festbrennweite 85mm 1.8

Das Standardobjektiv eignet sich für alle, die gerne „ein bisschen alles“ fotografieren und deckt somit Basics ab. Das 70-200 ist generell eher die Wahl für Fortgeschrittene. Wenn du gerne eine Kamera als „immer-dabei“ in der Tasche hast, dann wäre eine Festbrennweite mit viel Lichtstärke genauso eine Option.

Das Standardobjektiv 24-70mm f2.8

Dieses Objektiv deckt einen optimalen Bereich in einer „nahen bis sehr nahen“ Distanz ab. Dies bezieht sich im Wesentlichen auf die Reportagefotografie. Ich kann mit diesem Bereich einerseits Personen ä la Partypictures aufnehmen, genauso wie eine Übersicht über die Location oder ein paar Detailaufnahmen (ohne von Makro zu besprechen).
Im Studio dient das Objektiv, wenn es schnell gehen muss und verschiedene Positionen, von Portrait bis Halb- oder sogar Ganzkörperaufnahmen gemacht werden. Wenn ich weiss, dass es nur zu Portraitaufnahmen kommt, verwende ich eher eine Festbrennweite à la 85mm.
Insgesamt ist man mit dem 24-70mm einfach sehr flexibel und kann einen grossen Anwendungsbereich abdecken. Zudem schätze ich die Lichtstärke vom f2.8er, insbesondere bei Events. Es gibt noch ein Standardobjektiv im Bereich von 24-105mm, allerdings mit f4.0. Das bedeutet: man hat zwar ein paar mm mehr Brennweite, verliert dafür eine ganze Blende an Lichtstärke. Da ich viele Events fotografiere und die Lichtverhältnisse meist schschsch-nichtgut sind, bin ich sehr froh über die zusätzliche Blendenstufe. Zudem habe ich in der Regel das 70-200mm dabei, dass ich einsetze, falls beim Zoombereich mehr nötig ist.
Mit diesem Standardobjektiv bzw. mit diesem Brennweitenbereich ist man sicher auch in den Ferien inkl. Städtetrip gut aufgehoben. Auch darum kann ich es der Allgemeinheit empfehlen.

Das Zoomobjektiv 70-200mm f2.8

Ein geniales Objektiv und eigentlich mein all time favorite. Insbesondere im Telebereich und mit der grossen Blende/Lichtstärke ermöglicht es einzigartiges Fotos. Der Grund, das es „nur“ Prio 2 ist: Es gibt einfach im 24-70er Bereich allgemein mehr zu fotografieren. Darum habe ich dieses als Prio definiert. Der Bildlook vom 70-200er, v.a. im oberen Zoom-Bereich, ist aber absolut cool und bei Reportagen Pflicht. Ebenso erlaubt es, die vielzitierten „nicht gestellten Fötelis“ zu machen, was ja für viele Leute sehr wichtig ist. (Darüber muss ich dann wohl auch mal einen Blog-Beitrag machen…)
Nicht wegzudenken ist es auf jeden Fall bei Konzerten. Kein Blue Balls ohne 70-200 😉 Wenn man nicht gerade ein Übersichtsbild von der ganzen Bühne machen will, bietet dieses Zoomobjektiv einfach die perfekte Distanz; inkl. Lichtstärke.
Als Objektiv für die Ferien kann ich es nicht unbedingt empfehlen, ausser man geht auf Tierjagd oder nimmt Details in den „Fokus“. Ansonsten gehören bei Ferienfotos eher Übersichtsbilder zum Standard. Und vor allem: es ist deutlich grösser und schwerer als ein Standardobjektiv, was den Stadtbummel erheblich umständlicher machen kann.

Die Festbrennweite: 85mm f1.8

Vorneweg: Bei den Festbrennweiten gibt es auch weitere Klassiker mit Brennweiten wie 50mm, 135mm oder im Telebereich noch höher. Ausserdem gibt es die Dinger in Lichtstärken schon ab 1.2. Ich würde sie alle nehmen, ja, absolut. Ich habe aber nicht alle und nehme hier mein 85mm 1.8 als Beispiel, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Eine Festbrennweite muss sein. Diese Objektive haben meist eine grösse Schärfe und bessere Abbildungsqualität. Vor allem aber: eine grössere Blende, welche ganz andere Styles erlaubt. Dank der grösseren Blende erhält man einen einzigartigen Schärfeverlauf im Bild inkl. „Bokeh“ (unscharfer Hintergrund). Dies kann ganz bewusst bei der Bildgestaltung eingesetzt werden und kommt v.a. bei Portraits zum Zug. Und dann sind wir natürlich auch wieder bei den Lichtverhältnissen an Events, wo die Lichtstärke immer best friend ist.
Das 50mm ist auch ein feines Objektiv. Dieses gibt es sogar in einer Einsteigervariante, aber doch schon mit f1.8, für unter Fr. 100! Das ist wirklich ein grossartiges Angebot und kann ich nur empfehlen. Es ist einfach etwas billig verarbeitet und „klapprig“ gegenüber den teuren Varianten. Aber für erste Erfahrungen in diesem Bereich absolut top.
Generell fehlt mir beim 50mm einfach etwas der Abstand zum Model bei Portraits Shots. Darum die Wahl zum 85mm, dessen Distanz erachte ich für die sogenannten „Headshots“ als optimal. Das 135mm ist hier aber sich euch ein heisser Kandidat 😉
Ich habe auch schon mit dem 300mm 2.8 ein Shooting gemacht. Das ist schon etwas extrem, gibt aber natürlich einen ganz speziellen Bildlook aufgrund der Unschärfe im Hintergrund („Bokeh). Zudem ist die Kommunikation mit dem Model eine ganz andere, weil man auf 20, 30 oder noch mehr Meter Distanz fotografiert. Das kann aber auch eine spezielle Erfahrung sein, was klare Kommunikation angeht 😉

Zugabe 1: Weitwinkel

Ein Weitwinkel-Objektiv wie das 16-35mm 2.8 ist aus meiner Sicht für drei Anwendungen interessant:
– Du fotografierst gerne Landschaften und möchtest diese möglichst „flächendeckend“ (wortwörtlich…) aufnehmen.
– Du hast dich mit Architekturfotografie angefreundet, wo die teilweise sehr grossen Gebäude entsprechend viel Weitwinkel benötigen.
– Du möchtest bewusst (!) die starke Verzerrungen im Bildstil einsetzen, z.B. bei einem weniger ernsten Portrait.
Ich verwende das Objektiv hin und wieder für die bobgenannten Zwecke. Häufig ist mir der Winkel aber zu weit und ich croppe dann schlussendlich sehr viel. Somit kann man ja gleich wieder das 24-70er anwenden.
Ein letzter Punkt: solche Weitwinkelobjektive haben öfters eine mehr oder weniger grosse Unschärfe an den Rändern. Das stört v.a. bei Objekten, die sich im Vordergrund befinden; und das finde ich insbesondere bei Architektur- bzw. Innenaufnahmen ein Mangel.
Zugabe 2: Tele
Am gegenüberliegenden Ende der Weitwinkelobjektive ist der Tele-Bereich angesiedelt. Ein 70-200mm geht im oberen Bereich natürlich auch schon in diese Richtung. Aber so wirklich „Tele“ geht für mich bei 300 oder eher 400mm los.