Ferienzeit ist Fotozeit. Selten fehlt der Fotoapparat im Reisegepäck, und damit ist nicht das Handy gemeint. Für ansprechende Fotos und somit schöne Ferienerinnerungen braucht es halt doch etwas mehr.  Das fängt bei der Ausrüstung an, endet aber vor allem in Grundlagen oder sogar fortgeschrittene Kenntnisse in Fotografie. Ich hoffe, ich kann mit den nachfolgenden Tipps & Tricks ein paar Inputs geben, so dass schon bald dein eigenes Ferienfoto als Bild an der Wand hängt.

Als Basis der Fotografie gilt natürlich die Grundkenntnis über das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO funktioniert. Da wären wir allerdings schon mitten in einem Fotokurs, und das übersteigt den Umfang von diesem Blogbeitrag. Es geht mehr um ein paar gedankliche Inputs und (relativ) einfach umsetzbare Massnahmen. Nicht zuletzt bekommst du sogleich einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Fotografen nach dem Fotografieren. Das wird nämlich stets unterschätzt, ist in keinster Weise selbstverständlich und nimmt ein Vielfaches des Auslöser-drücken in Anspruch. Und um die Frage „kann man das nicht in Photoshop bearbeiten?“ zu beantworten: doch, “man” kann. Probier es gleich selbst mal aus und du siehst was das bedeutet.

Equipment matters: Kamera- und Objektivwahl

Klar ist das Equipment nicht alles und ja: ein gutes Auge kann nicht durch teuere Kameras ersetzt werden und so weiter. Trotzdem bietet das richtige Material halt doch die entsprechenden kreativen Möglichkeiten. Nur schon was Weitwinkel- bzw. Zoomobjektiv angeht, oder gute ISO-Werte bei schlechten Lichtverhältnissen, schneller Autofokus, Anzahl Bilder pro Sekunde etc. Je nach Ambitionen sollte man halt bereit sein, in Equipment zu investieren; oder man darf sonst keine Wunder erwarten. Selbst ein Roger Federer hätte schliesslich – trotz ganz viel Talent – mit einem Holzschläger keine Grand Slams gewonnen.

Starte dein eigenes Foto-Projekt

Nutze die Ferien für ein bisschen Kreativität und wähle ein Thema, zu dem du ganz bewusst Motive suchst und fotografierst. z.B.:

  • Alles doppelt: 2 Autos gleicher Marke, Spiegelungen aller Art, 2 Frauen in gleichfarbigen Kleidern, 2 Bars vis-à-vis, Zwillinge etc.
  • Farbe blau: blaue Kleider, blaue Autos, blauer Himmel, blaue Handtasche, blaues Velo, etc.
  • rund: Bälle, runde Logos, runder Brunnen, Kreisel, Räder, runde Bäuche… etc.
  • Sport: Jogger, Mann mit Trainingstasche auf dem Weg ins Fitness, abgestelltes Mountain Bike, etc.

Nach den Ferien wählst du die 10 besten Bilder zu diesem Thema aus und stellst sie zu einem Portfolio zusammen. Eine prima Übung, um bewusst zu fotografieren und nicht einfach wahllos drauflos zu knipsen! Ich selber habe mich z.B. in den USA dem Thema „Frosch-Perspektive“ gewidmet. Also alles aus Bodennähe fotografiert. Hier gehts zum Blog-Beitrag “the frog perspective“.

Ferienfotos Tipps - Frog Perspective

Die Sonne im Rücken, lässt Fotos entzücken

Diese alte Weisheit hab ich öfters im Hinterkopf beim Fotografieren. So sehr man sich in den Ferien schönes Wetter wünscht – starke Sonneneinstrahlung kann auch ihre Nachteile oder zumindest einen erhöhten Schwierigkeitsgrad zur Folge haben. Schaut man nämlich in Richtung Sonne, ergeben sich sehr viele Schatten, die dann wirklich sehr dunkel bis schwarz sind. Zudem kommen Farben weniger gut zur Geltung und der Himmel erscheint aufgrund der Überbelichtung meist in weiss. Der schöne blaue Himmel kann definitiv am besten ins Bild eingebaut werden,  wenn die Sonne direkt hinter dir, also im Rücken, steht.

Tipps Ferienfotos: Die Sonne im Rücken lässt Fotos entzücken

Und wenn schon Gegenlicht, dann nutze es kreativ
Noch ein Punkt bezüglich Sonne: Das Gegenlicht ist nicht zwingend immer nur schlecht. Man kann auch gezielt damit spielen und für die Gestaltung einsetzen. Vor allem für Silhouetten. Positioniere dein Motiv so, dass Formen in Szene gesetzt wird, wie das Gesichtsprofil, wenn du von der Seite fotogafierst.

 

Standort und Perspektive: it’s all about perspective

Die richtige Perspektive ist ein wesentlicher Bestandteil jedes Fotos. Bei Personen sowieso: Es ergibt sich eine andere Bildwirkung, ob ich auf eine Person hinunter- oder zu ihr hinauf schaue. Aber auch bei Landschaften und in Städten ergeben sich je nach Perspektive spannende Bilder – oder eben nicht.
Die Perspektive verändere ich vor allem durch die Wahl des Standorts. Das heisst also: auch in den Ferien tut ein wenig Bewegung gut. Das ein- und auszoomen hat dabei nichts mit Perspektive zu tun! Ich kann mich bewegen, in dem ich z.B. mal in die Knie gehe (siehe “the frog perspective”), oder ich mache ein paar Schritte, anstatt einfach nur bequem zu zoomen. Wenn ich näher oder weiter weg zu einem Objekt stehe, nach oben oder nach unten schaue, dann verändere ich die Perspektive.
Es kann sich auch lohnen, in einer Stadt mal kurz einen Hügel hochzulaufen oder sonst ein erhöhter Standpunkt zu wählen. So bekommt man ein Bild mit der Übersicht über die Stadt, während man in engen Gassen wohl nur Fassaden und Strassenschluchten zu sehen bekommt. Wer schon mal z.B. in Lissabon war, weiss was ich meine. Und der Burj Khalifa in Dubai ist bezüglich Perspektive natürlich äusserst spannend.
Tipps Ferienfotos: Perspektive - Burj Khalifa

Für Mamis und Papis: Die Welt aus Kinderaugen

Wie wichtig die Perspektive ist, wurde ja gerade erwähnt. Für Eltern gilt erst recht: geht ruhig mal in die Knie und fotografiert auf Kinderaugenhöhe! Die Bildwirkung ändert massiv, um nicht zu sagen dramatisch. Die Perspektive von oben herab ist selten spannend, ganz anders die Aufnahme auf Augenhöhe, oder sogar noch tiefer. Lasst die Kleinen ruhig mal gross und mächtig erscheinen. Ganz abgesehen davon, dass der Gesichtsausdruck des Kindes bestimmt ein anderer ist, als wenn es hoch hinauf schauen muss. Ebenso hat man viel mehr vom Hintergrund drauf.

Fotos zuschneiden: fokussiere aufs Wesentliche

Ein guter Bildausschnitt gelingt nur dann, wenn man sich Zeit nimmt und bewusst ist, was man genau im Bild haben will. Beim hastigen drauflos knipsen erreicht man keine befriedigende Bildkomposition. Häufig sind noch störende Bildelemente zu sehen. Durch einen gezielten Zuschnitt erreicht man einen „Fokus“ auf das Wesentliche. Dieser darf ruhig auch mal mutig und sehr stark sein. Ein sehr enger Zuschnitt hat eine viel intensivere Wirkung. Oder eine Aufnahme im Querformat kann evtl. besser im Hochformat zur Geltung kommen, wenn links und rechts nichts wichtiges oder sogar störendes zu sehen ist. Gerade bei Personenaufnahmen sollte man dies beachten. Die heutigen Auflösungen der Digitalkameras erlauben es ja schliesslich, einen ordentlichen Teil des Bildes wegzuschneiden.

Bildauswahl: Best-of zusammenstellen!

Mit den Digi-Cams oder Handys wird ständig und alles mögliche geknipst. Als Resultat entsteht ein Datenberg an Bildern, der nachträglich oft mehr abschreckt als gefällt. (und doch will man ja immer möglichst viele Bilder, als wäre Quantität statt Qualität das entscheidende Kriterium…)
Das gleiche Motiv in X verschiedenen Varianten braucht es definitiv nicht. Und auch verwackelte, unscharfe und andere ungewollte Schnappschüsse interessiert niemanden mehr. Also: löschen! Und weil die Arbeitskollegen, Verwandten und Bekannten nicht Hunderte von Ferienfotos anschauen wollen, empfiehlt sich eine Reduktion z.B. auf die ultimative Top 10 der Reise. Dies wird auch mal von anderen angeschaut, ein Datenberg garantiert nicht. Zudem ist es eine prima Übung, schult das Auge und die Fähigkeit, ein Portfolio zusammen zustellen. (und gibt erst noch wieder etwas Speicherplatz auf dem Compi.)

Autokorrektur: Bildbearbeitung für Minimalisten

Wenn man die Fotos im JPG-Format aufnimmt, wurde in der Kamera bereits gewisse Bildstile verarbeitet und eine Komprimierung vorgenommen. Dies ist nie perfekt und bietet immer Möglichkeiten für Optimierungen. Meistens fehlt es den Bildern grob zusammengefasst an Sättigung und Kontrast. Und wer die Bilder im RAW-Format aufnimmt, muss sich sowieso noch um die digitale Entwicklung kümmern, hat aber dafür  viel mehr Bildinformationen zur Verfügung. So oder so: Fotografie ist mit Knöpfli-drücken nicht beendet, sondern verlangt danach nach der Bildentwicklung. Und die findet heute halt nicht mehr in der Dunkelkammer sondern am PC statt. Vernachlässigt darf sie deshalb aber noch lange nicht werden.
Selbst Gratis-Programme bieten meist eine Autokorrektur-Funktion an. Dabei werden v.a. die Farben korrigiert und erhalten mehr Sättigung. Mit nur einem Mausklick kann man so schon mal ein bisschen was verbessern. Wer sich vertiefter damit auseinander setzt und die einzelnen Schalter für Sättigung, Dynamik, Tiefen/Lichter, Kontrast, Schärfe etc. individuell anpasst, bekommt natürlich noch bessere Resultate. Aber dies ist sicherlich eine Anwendung für Fortgeschrittene, die auch entsprechendes Wissen und zeitlichen Aufwand beansprucht.
Tipps Ferienfotos: Autokorrektur