In Obernau bei Kriens (LU) gibt es einen Shaolin Tempel. Dieser steht unter der Leitung von Shaolin Kung Fu Meister Shi Xing Long – aka Roger Stutz. Mit ihm habe ich ein Fotoshooting gemacht. Ein wahrhaft cooles Fotoshooting, und zwar im Schnee. Wie es dazu kam und was daraus geworden ist, erfährst du in diesem Beitrag.

Mitte Januar 2021 hat es mächtig geschneit in der Schweiz. Das ist an sich nichts Spezielles, sollte man meinen. Trotzdem waren es selbst für die Schweiz grosse Schneemengen, die gemäss Meteorologen so nur etwa alle 20 Jahre vorkommen. Dass selbst bei uns im Flachland bzw. in der Stadt alles bepudert und bezuckert ist, wiederholt sich nicht in jedem Winter. Dabei wäre die Winterlandschaft gerade zum Fotografieren besonders attraktiv. Dies soweit der eine Teil der Story.

Im zweiten Teil geht es darum, dass ich beim Scrollen durch den Instagram-Feed auf das Profil vom Shaolin Chan Tempel in Kriens gestossen bin. Relativ schnell hat mein Ideengenerator dann Teil 1 mit Teil 2 verknüpft, sprich: Die Idee kam auf, ein Fotoshooting im Schnee bzw. eisiger Landschaft mit einem Shaolin Warrior beim Training zu machen.

Ganz spontan habe ich Roger über Instagram angefragt und 45 Minuten später war das Shooting organisiert. So sollte es eigentlich immer ablaufen… Noch schnell Material zusammenpacken und ab geht’s.

Wir machten uns auf in Richtung Obernau. Ich hatte den Krienbach vor dem geistigen Auge als Location. Schon öfters bin ich – im Sommer – dort vorbei geradelt und hab mir die Location für ein mögliches Fotoshooting gemerkt. Nun war’s also Zeit dafür, halt nicht im Sommer, dafür in einer schön verschneiten Winterlandschaft.

Der Bach ist von der Strasse her gar nicht so einfach zu erreichen, insbesondere im tiefen Schnee und dann noch mit Equipment bewaffnet. Wir haben uns dann aber ein schönes Plätzchen ausgesucht. Das Shooting dauert rund eine Stunde. Abgesehen davon , dass es halt doch etwas kalt war, begann es dann auch, dunkler zu werden.

Nachfolgend findest du die entstandenen Fotos, und noch etwas weiter unten ein kleines Interview mit Roger. Viel Spass!

Interview mit Roger Stutz:

Shaolin – was ist das? Kannst du das kurz und knapp einem Schweizer Durchschnittsbürger erklären?
Shaolin ist grundsätzlich ein Ort, respektive Kloster in den zentralen Bergen Chinas. Das Kloster besteht seit rund 1500 Jahren und hat eine der bekanntesten Kampfkunst-Stilen der Welt hervorgebracht. Aus dem traditionellen Shaolin Kung Fu sind dann viele weitere Kampfkünste entstanden. Ebenso gilt Shaolin als Gründerort des Zen. Der Shaolin Tempel ist ein buddhistisches Kloster, welches die Grundwerte des Zen, der Meditation, des Qi Gong und der inneren sowie äusseren Kampfkünste pflegt.

Dein chinesischer Name ist Shi Xing Long. Was bedeutet er?
Dieser Name ist ein sogenannter „Fa Hao“ Ordinationsnamen. „Shi“ ist das erste Zeichen des historischen Buddhas Siddharta Gautama, welches eine buddhistische Ordination belegt. „Xing“ bedeutet, dass ich in der Linie der 32. Generation nach dem Gründervater Bodhidharma’s ordiniert wurde. „Long“ bedeutet Drachen, welcher von meinem chinesischen Namen „Fei Long“ (fliegender Drache) übernommen wurde.

Ein Schweizer Shaolin-Meister – für mich tönt das wie ein Chinesischer Slalom-Olympiasieger. Wie schwierig ist es, dies zu erreichen, insbesondere für uns aus dem Westen?
Einen Shaolin-Meistergrad zu erreichen ist ein schwieriges und nicht planbares Unterfangen, welches eine Reihe von Bedingungen erfordert. Man kann sich diesen Weg nicht aussuchen oder sich dies zum Ziel machen. Wenn die vielen Bedingungen dazu gegeben sind kommt es von alleine.

Als Laie denke ich: Ein Shaolin kennt keine Schmerzen und ist unbesiegbar. Ist das so?
Nein, es gibt niemanden der keine Schmerzen hat oder unbesiegbar wäre. Ein Shaolin-Kung-Fu-Praktizierender lernt aber ganz bewusst damit umzugehen.

Weil’s gerade aktuell ist: Was sind deine Tipps gegen Kälte und Frieren? Friert ein Shaolin überhaupt? 😉
Ja ein Shaolin friert auch. Aber auch hier gilt zu lernen wie man damit umgeht. 🙂

Womit kann man mehr erreichen: mit mentaler oder mit körperlicher Stärke?
Körperliche Stärke hängt immer von der mentalen Stärke ab. Wichtig ist aber das die körperliche sowie auch die mentale Stärke gleichermassen trainiert und gestärkt wird. Trainiert man einseitig, wird einem das Vernachlässigte immer zurückhalten.

Wer gewinnt das Duell zwischen einem Shaolin und einem Ninja? (Oder einem Samurai? Oder …?)
Der Bessere. Es gibt keine bessere oder schlechtere Kampfkunst. Es gibt nur verschiedene Menschen die die Künste verschieden gut oder schlecht beherrschen.

Was hältst du von den Showgruppen, die auf weltweiten Tourneen ihre Künste zeigen? Hat das noch etwas mit der traditionellen und deiner Philosophie zu tun?
Ich persönlich bevorzuge, die traditionellen Wege zu vermitteln. Also in diesem Sinne nicht unbedingt mit einer Show. Aber es bietet trotzdem eine sehr gute Plattform für Menschen die durch eine Show die Faszination zu den Künsten erwecken können. 

Musstest du deine Skills schon mal in einem Ernstfall anwenden, z.B. wegen akuter Bedrohung oder Ähnliches?
Ja leider, aber dies ist schon mehr als 25 Jahr her.

Du lebst mit deiner Familie in Luzern. Kann man die Shaolin-Philosophie bei uns in der Schweiz und dazu mit Frau und Kind leben und macht deine Familie dabei mit? 
Ja das geht sehr gut. Meine ganze Familie hat diese Faszination auch. Meine Frau praktizierte selbst viele Jahre, war international erfolgreich und reiste etliche Male mit mir nach Asien. Seit wir Kinder haben ist das nicht mehr so einfach möglich, aber auch meine beiden Kinder sind sehr begeisterte Kung-Fu-Liebhaber geworden. Sie trainieren selbst auch regelmässig Shaolin Kung Fu in unseren Kinderklassen im Tempel.

Was ist dein nächstes grosses Ziel bzw. was willst du als Meister unbedingt noch lernen oder erreichen?
Nichts. 🙂 Alles ist Nichts und dennoch ist das „Nichts“ alles. Ich überlasse es ganz der Natur der Dinge.
Herzlichen Dank für die Inspiration und das Fotoshooting.

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